Für mich ist das 2m Band, 144-145 MHz, das interessanteste Band im
Amateurfunk. Dieses hat zu einem den Grund, das es auf dem 2m Band
viele unterschiedliche Ausbreitungsbedingungen gibt und zum Anderen,
das ich zu meiner Anfangszeit meiner Amateurfunkgenehmigung mich auf
das 2m und 70cm Band beschränken musste.
Die Wellenausbreitung
Die elektromagnetischen Wellen im Ultrakurzwellenbereich breiten
sich geradlinig etwa wie das Licht aus. Das bedeutet, dass z.B. bei
normalen Ausbreitungsbedingungen die Wellen nach etwa 150 km nicht
dem Verlauf der Erdkrümmung folgen würde und irgendwann im Weltall
verschwinden. Stationen, die weiter als 150 km entfernt wären,
könnte man nicht erreichen. Natürlich hängt die zu überbrückende
Entfernung von der Sendeleistung, des Antennengewinns, der
Standorthöhe und von der Bodenbeschaffenheit ab. Nun gibt es, zum
Glück, Ausbreitungsbedingungen, die die Wellen beugen, brechen,
streuen oder reflektieren und somit die Möglichkeit bieten, dem
Verlauf der Erdkrümmung zu folgen. Die bekanntesten
Ausbreitungsbedingungen, oder auch Überreichweiten, sind:
Troposphärische Überreichweiten (Tropo)
Sporadic-E (Es)
Reflexion an Polarlichtern (Aurora)
Meteorscatter (MS)
Transäquatoriale Ausbreitung (TEP)
Field-Aligned Irregularites (FAI)
Daneben gibt es noch andere Möglichkeiten, das Signal weiter zu
leiten, wie Erde-Mond-Erde-Verbindung (EME), Relais, Transponders
und Satelliten.
Die folgende Karte zeigt meine erreichten Großfelder auf 144 MHz im
Locatorsystem (05.10.07)
Der schwarze Punk zeigt meinen Standort, JO41EQ.
Die weitesten Stationen sind über 2000 km von meinem Standort
entfernt.
Überreichweiten
Troposphärische Überreichweiten (Tropo)
In der Troposphäre sinkt normalerweise die Lufttemperatur um 6-8 K
pro 1000 m steigende Höhe ab. Durchmeteorologische Einflüsse, wie
Luftbewegungen, kann es zu einer Temperaturumkehrung (Inversion) mit
unterschiedlicher Luftdichte kommen. Dabei schieben sich warme
Luftmassen über eine oder zwischen zwei kalte Luftschichten. Der
Bereich, in dem diese Inversionen auftritt, wird als
Inversionsschicht bezeichnet. Elektromagnetische Wellen (VHF, UHF
bis SHF), die auf so eine Inversionsschichten treffen, werden zur
Erdoberfläche hin gebeugt und können so Entfernungen von 100 - 1000
km überbrücken. In der Meteorologie wird dieses Ereignis
"Inversionswetterlage" bezeichnet.
Troposphärische Überreichweiten (Tropo)Es gibt unterschiedliche
Arten
und Entstehungen der Inversionensichten.
Bodeninversion: Besonders im Herbst oder Winter kann es bei einer
Hochdruckwetterlage zu einer Abkühlung der Erdoberfläche durch die
nächtliche Ausstrahlung kommen, die zuvor von der Sonnen am Tag
erwärmt wurde. Die Luft in Bodennähe ist dann kühler als die in den
darüber liegenden Luftschichten. Beim Abkühlen kann die Luft weniger
Wasser binden und es kann, durch Kondensation, Nebel entstehen. Die
Temperatur nimmt mit steigender Höhe zu, bis die Inversionsschicht
überschritten wird. Und danach nimmt sie mit steigender Höhe normal
ab. Es können Entfernungen von 100 - 400 km überbrückt werden. Die
Sonne löst im Verlauf des Tages die Inversion wieder auf
(wegheizen). Besonders bemerkbar ist eine Inversion in
Gebirgsregionen, wo im Tal bei Nebel eine niedrigere Temperatur
vorhanden ist als auf dem nächstgelegenen Berg mit strahlendem
Sonnenschein.
Höheninversion: Ähnelt der Bodeninversion, bloß ist die
Inversionsschicht höher (1000 m bis 2000 m über der Erdoberfläche).
Die Entfernungen, die so überbrückt werden können, hängen von der
Höhe der Inversionsschicht ab. Je höher die Inversionsschicht ist,
desto größer sind die Reichweiten
Absinkinversion: Bildet sich, wenn Luftmassen beim Absinken durch
den steigenden Druck erwärmt werden(Adiabatische Erwärmung).
Advektionsinversion: Die bedeutendste, für den VHF DXer,
Inversionswetterlage bildet sich, wenn sich horizontal bewegte
Warmluftmassen über kältere Luftmassen schichten. Dabei strömt
meistens Warmluft vom Mittelmeer oder subtropische Luft aus Richtung
Südwesten nach Deutschland. Diese Inversionen wandern im Verlauf des
Tages. Schlauch (Duct):Bilden sich zwei Inversionsschichten in
unterschiedlichen Höhen entsteht ein Schlauch. Geraten Funkwellen
zwischen diese Inversionsschichten werden sie so lange von einer
Schicht zu anderen reflektiert, bis das Ende der unteren Schicht
erreicht wird oder Löcher vorhanden sind. Dieses wird
troposphärische Ductübertragung genannt. Stationen, die sich am
Anfang oder am Ende der Inversionswetterlage befinden, können nur
von diesen Überreichweiten profitieren und so Entfernungen von über
1000 km überbrücken. Stationen, die genau unter diesen Schichten
sind, bekommen von der Möglichkeit der Ausbreitung nichts mit.
Ebenfalls könnte eine Ductübertragung zwischen eine
Inversionsschicht und der Erdoberfläche, wie das Meer, verlaufen.
Sporadic-E (Es)
In den Sommermonaten Mai bis Oktober können so starke ionisierte
Bereiche am untern Rand der E-Schicht entstehen, dass plötzlich und
sporadische Stationen aus Spanien, Italien oder Griechenland mit
staken Signalen zu hören sind. Hierbei handelt es sich um Sporadic-E.
Diese Sporadic-E-Öffnungen können meisten Minuten oder Stunden (eher
seltener) andauern. Bis heute ist noch nicht geklärt, wie es zu
diesen ionisierten Bereichen kommen kann. Es wird vermutet, das
Meteoridenschauer und Gewitter für die Entstehung mitverantwortlich
sind. Elektromagnetische Wellen, im Bereich von etwa 10 - 200 MHz
können so Entfernungen über 2000 km überbrücken. Im 144 MHz Band ist
es möglich mit 5 Watt und einer Rundstrahlantennen z.B. bis nach
Spanien zu funken. Je stärker der Ionisierte Bereich ist, desto
höher ist die Frequenz, die reflektiert wird. Das heißt, dass im 10m
Band (28MHz) längere und häufiger Sporadic-E-Öffnungen zu beobachten
sind als im 2m Band (144MHz).
Beobachtungen haben gezeigt, dass Funkamateure nur in eng begrenzten
Gebieten von so einer Öffnung profitieren können und das die
Sporadic-E-Wolken häufig über das südliche Mitteleuropa auftreten.
Ebenfalls wurde beobachtet, das diese Sporadic-E-Wolken in ständiger
Bewegung sind. Daher schwanken die Signale stark (QSB) und
Funkamateure können zunächst nicht und dann zu einem späteren
Zeitpunkt doch diese Öffnungen nutzten. Es lohnt sich auf dem Band
zu warten!
Info:MUF ist die
höchste Frequenz (Grenzfrequenz) die noch von der Ionosphäre
reflektiert wird
Aurora
Besonders im Maximum des elfjährigen Sonnenfleckenzyklus werden bei
einer Sonneneruption (Flare) große Mengen an Teilchen ins Weltall
geschleudert. Diese Teilchen (Plasma), bestehend aus elektromagnetischen
Strahlungen sowie Protonen, Elektronen und Ionen prallen als Sonnenwind
nach etwa zwei bis drei Tagen gegen das Erdmagnetfeld. Dabei wird das
Erdmagnetfeld stark deformiert und leitet die Teilchen, entlang der
Feldlinien des Erdmagnetfelds, zu den Erdpolen, wo sie in die Atmosphäre eindringen
(Bild, Quelle: NASA). Diese Ionisierung,
die als Polarlicht sichtbar ist, reflektiert Funkwellen im
VHF-Bereich. Dabei werden die Funkwellen stark verzerrt und SSB hört
sich leise und heiser an. Daher ist meistens nur eine Verbindung in
Telegraphie möglich. Die Antennen muss in dem Bereich 340°- 45°
zeigen, um das Signal zu reflektieren zu können.
Wenn die Erde auf der Umlaufbahn um die Sonne Bahnen von
Meteoritenströmen streift, können durch die Anziehungskraft Teilchen
der Meteoritenströme in die Atmosphäre eindringen. Diese Teilchen
verglühen in der Atmosphäre in einer Höhe von 100 km
(Sternschnuppen) und hinterlassen eine ionisierte Bahn. Diese Bahnen
existieren nur Sekundenbruchteile bis wenige Sekunden. Bei großen Meteoritenschauern können dieser sogar in seltenen Fällen bis zu
zwei Minuten andauen. Funkwellen, die auf diese Ionisierten Bahnen
treffen, werden gestreut (Scatter). Es lassen sich so Entfernungen
von 500 - 2500 km überbrücken.
Aus der geringen Lebensdauer hat sich eine besondere Betriebstechnik
entwickelt. Früher wurde in Hochgeschwindigkeits-Telegraphie (HSCW)
mit Hilfe von Speichermorsetasten gesendete und die Morsezeichen mit
einem Tonbandgerät beim Empfang aufgenommen, um sie später in eine
geringere Geschwindigkeit abzuspielen. Dabei wurde in einer
Periode von 2,5 Minuten gesendet und anschließend in der 2,5
Minuten-Periode empfangen. Die Geschwindigkeit der Morsezeichen lag
bei 1000 bis 3000 Zeichen pro Minute. Später wurden die Morsezeichen
mit Hilfe von Computerprogrammen erzeugt und in SSB ausgesendet,
aber es war noch immer ein Tonbandgerät nötig um die Signale zu
decodieren, weil die Morsezeichen durch die Streuung verzerrt
wurden. Diese Zeichen konnte kein Computerprogramm decodieren,
sondern nur der Mensch.
Durch die Software
WSJT von Joe Taylor, K1JT, einen amerikanischen
Wissenschaftler und Nobelpreisträger für Physik, wurde das Funken
über Meteoriden sowie Erde-Mond-Erde-Verbindung (EME)
revolutioniert. WSJT steht für "Weak Signal communication by K1JT"
und bedeutet Funkverbindung für schwache Signale von K1JT. In der
Betriebsart FFK441 können, durch die hohe
Übertragungsgeschwindigkeit von 8820 Buchstaben pro Minute oder 147
Buchstaben/Sekunde, bei Sternschnuppen, die nur 100 Millisekunden
ionisieren (ein Ping oder länger ein Burst) 15 Buchstaben
übermitteln werden. Kleineren Meteoriten können so genutzt werden,
um ein Signal zu streuen.
Screenshots:WSJT-Ausschnitt zeigt das QSO zwischen RX1AS (KO59FX)
und mir DM2HB (JO41EQ) bei einer Entfernung von 1650km.
Transäquatoriale Ausbreitung (TEP)
Eine sehr interessante, aber leider in Deutschland nur sehr seltene
Möglichkeit im VHF-Bereich sehr weite Entfernungen zu überbrücken,
ist die Transäquatoriale Ausbreitung (trans equatorial propagation)
TEP. Durch aufsteigende Plasmablasen entstehen zeitgleich nördlich
und südlich vom erdmagnetischen Äquator ionisierte Wolken. Diese
Wolken, die sich in mehreren hundert Kilometern über den Erdboden befinden,
ermöglichen Entfernungen von 5000 km bis 7000 km zu überbrücken. Sie
treten bei starker Sonnenaktivität im Sonnenfleckenmaximum
vorwiegend in den frühen Abendstunden auf. Stationen, die sich
senkrecht bei der selben Entfernung von 2500 km bis 3500km vom
erdmagnetischen Äquator befinden, können diese Ausbreitungsart
nutzen. Eine Station muss sich nördlich und die andere südlich vom
erdmagnetischen Äquator befinden. Die Signale weisen ein typisches
Flattern mit Dopplershift auf. Bekannt ist, dass Verbindungen
zwischen dem Pazifik und Südamerika, Südeuropa und Südafrika, Japan
und Australien möglich sind.
Bei Field-Aligned-Irregularities FAI werden die Antennen, während
der in den Sommermonaten auftretenden Sporadic-E- Wolken (Es), nicht
auf die Gegenstation ausgerichtet, sonder auf die Es-Wolken selbst.
Die Antenne muss auf einem gemeinsamen Scatterpunk gerichtet sein.
Daher auch der Name Es-Backscatter. In der Regel befindet sich eine
Station südwestlich und die Andere südöstlich vom Scatterpunkt. Die
Signale weisen ein starkes Flatterfading auf und ist etwa wie Aurora
verzerrt. Die Stationen müssen eine ausreichende Strahlungsleistung
aufweisen, um FAI nutzen zu können.
Literatur
Jeratsch, Ralf, DL8RJ: Kleine Wetterkunde / Tropo-Ausbreitung für
den UKW-DXer. Packet-Radio, Rubrik UKW, 1999.
Moltrecht, Eckart K.W., DJ4UF: Amateurfunk-Lehrgang für das
Amateurfunkzeugnis Klasse 3. 2. Auflage, Baden-Baden 2000, S.18 bis
27
Steyer, Martin, DK7ZB: Zauberhafte 6-m-Band (3) - DX und die Physik
der Ionosphäre. Funkamateur 05/2000, S. 531 bis 533
http://www.dj4uf.de